Neue Ausbildungsreihe "Bediener Motorsäge Modul C"

Die Motorsäge ist unbestritten eines der gefährlichsten Werkzeuge unserer Einsatzkräfte. Sie wird nicht nur zum Zuschneiden von Bauholz verwendet, sondern auch beispielsweise zum Beräumen von Sturmschäden oder zum Fällen von Bäumen um ungünstig lokalisierte Einsatzstellen mit schwerem Gerät erreichen zu können. Gerade diese Arbeiten erfordern vom Motorsägenführer tiefer gehende Kompetenzen als dies in der Grundausbildung vermittelt wird. In den vergangenen Wochen fand daher zum zweiten Mal eine viertätige Vertiefungsausbildung in Kooperation mit professionellen Ausbildern für Forstwirte des Landesbetriebes Wald und Holz NRW auf Ebene des Geschäftsführerbereichs Bielefeld statt.

Fällung eines Baumes zur Herstellung eines Rettungsweges durch einen THW Motorsägenführer.

Die Ausbildungsreihe wurde am 21. April im Ortsverband Gütersloh mit einer ausführlichen Unterweisung hinsichtlich der Sicherheits- und Unfallverhütungsvorschriften begonnen. Neben grundlegenden Sicherheitsregeln und -einrichtungen im Umgang mit der Motorsäge und bei der Waldarbeit wurden auch die sachgerechte Verwendung der persönlichen Schutzausrüstung und ihre Pflege im den ganzen Vormittag umfassenden theoretischen Unterricht behandelt.

Der erste praktische Ausbildungstag fand in einem Waldstück in der Nähe von Stukenbrock statt. Nach einer Demonstration und der Erprobung verschiedener Schnitttechniken wie Fächerschnitten und dem Stechschnitt befassten sich unsere Einsatzkräfte mit dem Fällen von Kiefern, die zuvor durch den Landesbetrieb zu Fällung markiert worden waren. Vermittelt wurden dabei alle nötigen sicherheitsrelevanten Schritte, um einen Baum sachgerecht und sicher nieder zu legen.

Auch der zweite Ausbildungstag am 12. Mai war halb theoretisch halb praktisch. Am Vormittag wurde das Fällen von Bäumen nochmal tiefergehend im Detail besprochen. Auch die Wartung der Motorsäge sowie das Schärfen der Sägekette wurden in der Werkstatt des Ortsverbandes Gütersloh erprobt. Der zweite praktische Nachmittag fand in einem Waldstück in der Nähe von Halle (Westf.) statt, wo unsere Einsatzkräfte "in die Fichte gingen". Das Erlernte vom Vormittag und vom vorherigen Ausbildungstag konnte nun noch einmal unter sachkundiger Aufsicht geübt werden. Auch das ergonomische Entasten war Ausbildungsthema.

Der dritte Ausbildungstag war rein praktisch. Unsere angehenden Motorsägenführer festigten das Erlernte über das sachgerechte Fällen von Bäumen. Auch mehrere hartholzige Laubbäume wurden heute bearbeitet, um die qualitativen Unterschiede zwischen Nadel- und Laubholz zu erfahren. Ein weiteres wichtiges Thema des Tages war der Einsatz von mechanischer Unterstützung beim Niederlegen und Transportieren von gefällten Bäumen. Zum Einsatz kamen Greifzüge und die Seilwinde des GKW1, um festhängende Bäume in dem dichten Bestand kräfteschonend und sicher zu Fall zu bringen. Dabei kam es auch hin und wieder zu Spannungen im Holz, sodass hier ebenfalls erste Erfahrungen beim Trennen gesammelt werden konnten. In den Pausenzeiten erfuhren unsere Helfer aus erster Hand von ihrem Ausbilder mit mehr als 40 Jahren praktischer Erfahrung im Wald eine Menge über seine Ökologie, verschiedene Kuriositäten in der Waldpflanzenwelt und über den typischen Vogelbestand in dem Gebiet.

Am 30. Juni fand der letzte praktische Ausbildungstag statt. Thema war das Schneiden von Holz unter Spannung. Besonders Holz, das nach Sturmschäden von THW-Einsatzkräften beiseite geräumt werden muss liegt in der Regel nicht flach auf dem Boden sondern steht unter Spannung. Wird diese unkontrolliert abgebaut, kann der Stamm mehrere Meter mit großer Kraft ausschlagen - eine lebensgefährliche Sache. Nur mit der richtigen Analyse der Spannungsverhältnisse und der entsprechenden Schnitttechniken zur Entlastung kann eine gefahrlose Räumung durchgeführt werden. Vom Landesverband NRW konnte für diese Übung ein spezieller Spannungssimulator entliehen und zum ersten Mal für die Motorsägen Ausbildung eingesetzt werden. Unter kontrollierten Bedingungen lassen sich hiermit Baumstämme hydraulisch spannen und deren Entlastung sicher üben.

Auch die Wurzelteller entwurzelter Bäume bilden ein großes Gefahrenpotential bei der Abstockung. Das Szenario wurde daher mit der Seilwinde des GKW nachgeahmt und der Zapfenschnitt erprobt. Dabei wird der Stamm von allen Seiten eingeschnitten, sodass ein quadratischer Zapfen in der Mitte stehen bleibt. Mit der Motorsäge wird dann ein paar Zentimeter entfernt auf Höhe des Zapfens ein Stechschnitt ausgeführt. Der Zapfen hält den Baum weiterhin zusammen, sodass sich der Motorsägenführer aus dem Gefahrenbereich entfernen kann.  Mit einer Seilwinde wird der Baum nun auseinander gezogen und der Wurzelteller baut seine Spannung in sicherer Entfernung ab.

In einem kleinen feierlichen Rahmen wurden dann die Führerscheine ausgegeben und es fand eine Abschlussevaluierung, in der die anwesenden 18 Helfer den Organisatoren ihr besonderes Lob aussprachen, statt. Ein besonderer Dank gilt den tatkräftigen Ausbildern für ihren zusätzlichen Einsatz am Wochenende, Kai Vinke von der Geschäftsstelle Bielefeld für die ausgezeichnete Organisation der Veranstaltung und dem Ortsverband Herford für die Unterstützung der Ausbildung mit einem Gerätekraftwagen 1.


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