Wenn ein Hochwasser alles mit sich reißt, dann macht es auch vor Sendemasten oder Telefonleitungen nicht Halt. Ohne die bricht die Kommunikation zusammen, die wichtig ist, um Hilfe zu organisieren, und auch um Helferinnen und Helfer untereinander in Verbindung zu setzen. Ohne Telefon, E-Mails und die Möglichkeit, Chatnachrichten zu senden, sind nicht nur die Anwohner von der Außenwelt abgeschnitten, sondern auch die Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes, die dann keine weiteren Helfer*innen alarmieren und kein Equipment anfordern könnten.
Das Technische Hilfswerk ist auf diesen Fall vorbereitet und hält nicht nur standardmäßig analoge, so wie digitale Funktechnik vor, sondern bildet auch alle Ehrenamtlichen aus, die die Grundausbildung durchlaufen, um sie zu befähigen, am Funkverkehr teilzunehmen. Für die Nutzung des Sprechfunks, den deutsche Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) nutzen, ist eine abgeschlossene Teilnahme an der Ausbildung nötig, in der unter anderem Themen wie Funkdisziplin, Funkrufnamenregelung und die Verschwiegenheitspflicht behandelt werden.
Wie wichtig es ist, dass alle Einsatzkräfte des THW dazu befähigt sind, hat einer der Ausbilder erlebt, der am vergangenen Samstag die Auszubildenden unterrichtet hat. Alexander Korte war selbst in Stolberg bei Aachen im Einsatz, wo es keine Möglichkeit mehr gab, über Telefon oder Internet zu kommunizieren. Korte berichtet von katastrophalen Zuständen vor Ort, und dass die Helferinnen und Helfer nur noch die Wahl gehabt hätten, mit Fahrzeugen andere Einsatzkräfte zu erreichen, um Nachrichten zu überbringen, wenn es die Möglichkeit des Funkkontakts nicht gegeben hätte.
Digitalfunk bietet in Deutschland einen Weg, nicht nur landes-, sondern sogar bundesweit zu kommunizieren, wenn denn das Funknetz, das auf dem Tetra-Standard basiert, nicht wie die Telefonleitungen zerstört worden ist. Aber sogar auf diesen Fall sei das THW vorbereitet, sagt Alexander Korte. Die THW Fachgruppe Weitverkehrstrupp, von der es acht Stück gibt, kann mit einem Antennenanhänger Kommunikationsnetze aufbauen und Richtfunkstrecken aufbauen.
Für die Helferinnen und Helfer des Ortsverbandes Bielefeld, die noch in der Grundausbildung stecken, waren bei den drei Ausbildungseinheiten aber erstmal die Grundlagen wichtig, die in Theoriestunden vermittelt und mit praktischen Übungen vertieft werden. Für die angehenden Einsatzkräfte war es zu Beginn eine Überwindung auf den Knopf zu drücken, dann die richtigen Worte für den Funkspruch zu finden, die Funkdisziplin einzuhalten und möglicherweise sogar noch auf Nachfrage ein unverständliches Wort mit dem korrekten Funkalphabet zu buchstabieren, wie drei Helferinnen berichten. Auch der Stress sei nicht zu unterschätzen, den es auslöse, wenn das Gegenüber am anderen Ende der Verbindung die Nachricht schneller diktiere, als man schreiben könne. Aber auch das sei Teil der Praxisübung, sagt Alexander Korte, der für die Teilnehmenden eine möglichst realistische Situation schaffen will, um sie auf reale Einsätze vorzubereiten.
Für ihn selbst war es am Einsatzort in Stolberg eine Erleichterung, sich auf den Digitalfunk verlassen zu können. Deswegen beharrt er auf der Wichtigkeit der Ausbildung aller kommenden ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und engagiert sich selbst dafür.