Bielefeld,

Situation nach schwerem Sturmschaden

In der Nacht vom 12. auf den 13. April kam es im Raum Ostwestfalen zu schweren Unwettern mit orkanartigem Sturm und heftigen Regenfällen mit Hagelschlag. Der Fernmeldeturm nahe der Hühnenburg im Bielefelder Westen wurde stark beschädigt. Trümmelteile stürzten auf die Kontrollstation, in der sich zum Zeitpunkt des Sturmes noch mehrere Mitarbeiter befanden. Sie gelten seitdem als vermisst.

Schadensstelle am späten Abend des 12. Aprils, fotografiert durch Aufklärer des Technischen Hilfswerks.

Nachdem die Feuerwehr die zahlreichen Brandherde löschen konnte, war es nun Aufgabe der Bergungsgruppen des Bielefelder THWs die Vermissten zu finden und zu retten, verbleibende Sachwerte zu sichern, Kulturgut zu schützen und ein vermisstes Einsatzfahrzeug einer Fremdorganisation aufzuspüren und wieder in Stand zu setzen. Am Morgen des 13. Aprils wurde Übungsalarm ausgelöst. Kurze Zeit später waren die Bergungseinheiten mit zwei Gerätekraftwagen und einem Führungsfahrzeug vor Ort und nahmen die Arbeit auf.

Mehrere Aufgaben musste jeder Trupp selbstständig lösen. Anhand von wagen übermitteln UTM Koordinaten, an denen sich der erste vermisste Mitarbeiter befinden könnte, wurde ein größeres Waldstück durchkämmt. An einem Steilhang wurden die Retter fündig. Der vermisste Mitarbeiter  der Fernmeldestation, gespielt von einer fremden Verletztendarstellerin, war dort im Dunkeln auf dem Weg, um Hilfe zu holen und dabei abgestürzt. An ihrem Bein klafften starke Verletzungen. THW-Sanitätshelfer seilten sich zu ihr ab, um die schnelle Erstversorgung sicher zu stellen. In der Zwischenzeit bereiteten die übrigen Helfer einen Schleifkorb und einen Greifzug vor, mit dessen Hilfe sie die verletzte Person erfolgreich retten konnten. Sie wurde an den Sanitätsdienst übergeben und mit einem Hubschrauber ausgeflogen.

Da eine extrem wichtige Richtfunkstrecke durch den Schaden am Fernmeldeturm ausgefallen war, bestand die nächste Aufgabe darin, die Koordinaten eines bereits verlegten Ersatzkabels aufzusuchen und eine weiter entfernt provisorisch errichtete Richtfunkstelle anzupeilen, damit die Techniker vor Ort die Ersatzantenne richtig ausrichten konnten. Schon kam eine weitere Anforderung bei der Zugführung an. In einem angeschlagenen Gebäude auf dem Gebiet der Fernmeldeanlage hatte ein Wanderer Schutz gesucht und ist durch herabgefallene Deckenteile schwer am Rücken verletzt worden. Um die Person zu retten, mussten Helfer mit Baustützen das gesamte Gebäude sichern, bevor sie vordringen konnten. Obschon das Opfer schnell im Schleifkorb gesichert lag, erwies sich der Verletztentransport als schwierig. Die Verletzenablage war unterhalb der ehemaligen Burgmauern eingerichtet worden. Diese mussten also zunächst mit einem Leiterhebel überwunden werden.

Die Fernmeldeanlage, deren Sendeturm 165 m hoch war, übertrug vor dem Sturm eine Vielzahl an Fernseh-/Radio und Richtfunkdaten. Wenige Antennen und Sendesysteme sind noch intakt, jedoch stromlos. Auf dem Gelände des Senders fand sich zum Glück noch eine leistungsstarke Netzersatzanlage. Deren exakter Standort, sowie die Gefahrenlage im Umkreis war nun Gegenstand der anschließenden Erkundungsmission.

Nach wie vor waren zahlreiche Funkverbindungen gestört. Der Betreiber des Senders entschloss sich, einen temporären Notsender auf einem bereits vorhandenen Fundament einer Ruine im sicheren Abstand der Burg einzurichten. Da deren genauer Standort unklar war, war es Aufgabe der THW-Kräfte diese zu lokalisieren und anschließend zu vermessen. Dabei hatten sie immer die Augen offen, denn es wurde ja noch ein Einsatzfahrzeug in dem unwegsamen Gelände mit einer Vielzahl an durch Erdrutsche zerstörten Straßen gesucht. Am Fuß des Berges wurden sie schließlich fündig. Der Fahrer des Wagens war auf einer Verlegungsfahrt von der Straße abgekommen. Nach dessen Versorgung durch einen THW-Santätshelfer konnte mit der Bergung des Fahrzeuges begonnen werden. Zufällig fanden die Helfer an Bord des Rüstwagens hydraulisches Werkzeug und einen Kettenzug. Damit waren sie in der Lage, das Fahrzeug aus dem knietiefen Schlamm zurück auf den Weg zu ziehen und es wieder instand zu setzen.

Aufgeteilt in zwei Trupps meisterten unsere Einsatzkräfte den körperlich und mental anspruchsvollen Übungseinsatz. Neben der Übung von typischen Einsatzszenarien für Bergungsgruppen konnten Sie auch in einem vorherigen Sondertraining erlernte Fähigkeiten zur Navigation im unbekannten Gelände praktisch vertiefen. Auch die Sprechfunker und die Führungskräfte kamen bei dieser umfangreichen Übung auf ihre vollen Kosten. Ebenso war die Aktion sehr öffentlichkeitswirksam. Viele Wanderer auf dem dicht anbei gelegenen Herrmannspfad beobachteten das Schauspiel interessiert.

 

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