Nach der Alarmierung der Bielefelder Einsatzkräfte am Freitagnachmittag (12. Oktober) musste alles schnell gehen, denn schon gegen 19.00 Uhr wurde der erste Bus mit knapp 50 Menschen erwartet. Gemeinsam mit nachalarmierten THW-Kameraden anderer Ortsverbände in der Umgebung wurde zunächst sämtliches Inventar aus den Fahrzeughallen entfernt und in Werkstatträumen ausgelagert.
In selbst für manchen THW-Helfer beeindruckender Geschwindigkeit bauten Bielefelder Helfer gemeinsam mit ihren Kameraden der Fachgruppe Infrastruktur aus Lübbecke, der Fachgruppe Elektroversorgung aus Halle/Westf. sowie der Fachgruppe Logistik aus Gütersloh aus einer restentleerten Fahrzeughalle eine kleine voll funktionierende Stadt. Dabei war die zusätzliche Unterstützung durch den Ortsverband Herford mit zusätzlichem Personal und durch die Fachgruppe Führung und Kommunikation aus Detmold mehr als willkommen. Während draußen Dusch- und Toilettencontainer abgesetzt und angeschlossen, Zelte aufgebaut und mehrere provisorische Open-Air-Waschbecken in Betrieb genommen wurden, errichteten sie im Inneren des Gebäudes unter anderem die 150 benötigten Feldbetten und kümmerten sich um provisorische Raumteiler sowie funktionierende Führungsstrukturen.
Am Freitagabend trafen dann die ersten Flüchtlinge vor Ort ein. Neben zwei weiteren Notlagern im Bielefelder Raum bezogen sie unsere fertig hergerichtete Fahrzeughalle. In der folgenden Nacht und am Samstag korrigierten THW Einsatzkräfte mehrerer Ortsverbände letzte Kleinigkeiten, sodass am Samstagnachmittag in den geordneten Regelbetrieb übergegangen werden konnte. Währenddessen versorgten unsere tatkräftigen Feldköche die Menschen in der Fahrzeughalle mit Nahrungsmitteln während Führungskräfte und Helfer eine Campleitung rund um die Uhr besetzt hielten, denn es musste ständig mit Neuankömmlingen oder Abreisen gerechnet und umfangreiche Material-, Personal- und Warenlogistik aufrecht erhalten werden. Auch die mittlerweile sehr komplexe Versorgungsmaschinerie, bestehend aus Notstromgeneratoren, Heizungsanlagen, Wasserversorgung und großflächiger Beleuchtung der ganzen Anlage, war instand zu halten und zu betreuen. Es gab also reichlich zu tun! Die besondere Auslandserfahrung unseres Baufachberaters, welcher selbst schon einmal den Bau eines Camps nach der Erdbebenkatastrophe in Haiti geleitet hat, zahlte sich insbesondere beim Aufbau der Campverwaltung aus.
Obwohl viele unserer Helfer mit dem Betrieb des Camps ausgelastet waren, war der Ortsverband Bielefeld nach wie vor einsatzbereit. Eine Woche nach Beginn am Abend des 20. Oktobers wurde die Fachgruppe Räumen und unser Baufachberater zu einem Großbrandeinsatz mit dem Radlader durch die Feuerwehr herangezogen (Details).
Insgesamt wurden mehrere hundert Menschen durch unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte betreut. Dabei ging es nicht immer nur um die Instandhaltung der Versorgungstechnik und den Betrieb der Feldküche, sondern oftmals auch um die kleinen und großen Probleme des Alltages, die sie professionell Hand in Hand mit den Kollegen des Arbeiter-Samariter-Bundes, der Johanniter Unfallhilfe und des Deutschen Roten Kreuzes vor Ort lösten. Der Regelbetrieb unseres Flüchtlingscamps wurde mehre Wochen lang bis zum 5. November aufrechterhalten. An diesem Tag verließen uns die letzten Asylsuchenden.
Wir wurden bei diesem Einsatz von einer Vielzahl von Menschen (so gut wie alle ausschließlich ehrenamtlich tätig) unterstützt. Für ihre tatkräftige Unterstützung danken wir nicht nur unserem Reinigungs- und Sicherheitspersonal vor Ort, sondern insbesondere auch den folgenden blaulichttragenden Organisationen! Dieser Einsatz hat einmal mehr gezeigt, dass auf die ehrenamtlich tätigen Katastrophenschützer in Bielefeld und Umgebung Verlass ist:
- Technisches Hilfswerk: Landesverband NRW, Geschäftsstelle Bielefeld, Ortsverbände Detmold, Halle/Westf., Lübbecke, Gütersloh, Herford, Lemgo, Vlotho und Minden
- Arbeiter Samariter Bund
- Johanniter Unfall Hilfe
- Deutsches Rotes Kreuz
- sowie den diensthabenden Notärzten und der Berufsfeuerwehr Bielefeld
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