Lage,

Gemeinsame Deichverteidigungsübung mit der Löschabteilung Babenhausen

In Hochwasserlagen sind Deichanlagen oft großen Belastungen ausgesetzt, denen sie unbedingt standhalten müssen. Ein Deich ist allerdings nicht bloß ein aufgeschütteter Haufen Erde, sondern ein kompliziertes Bauwerk mit seiner ganz eigenen Physik. Um Gefahrenlagen bei der Deichverteidigung richtig einschätzen und geeignete Gegenmaßnahmen fachgerecht ausführen zu können, trainierten heute unsere Einsatzkräfte gemeinsam mit der Löschabteilung Babenhausen der Bielefelder Feuerwehr unter Anleitung unseres „Technischen Beraters Deich“ Christian Plehn.

„Mir ist wichtig, dass unsere Einsatzkräfte die Gefahren, die von einem möglicherweise angeschlagenen Deich ausgehen erkennen und kompetente Meldungen an die übergeordneten Stellen absetzen können“ stellte TB-Deich und Zugführer Christian Plehn während der Eröffnung der Übung heraus. Im daran anschließenden Vortrag führte er Einsatzkräfte beider Organisationen vorab in die physikalisch-technischen Grundlagen moderner Drei-Zonen-Deiche ein.  Mit diesem Hintergrund ließen sich die Funktionsweisen der häufig genutzten Standardkonstruktionen aus Sandsäcken zur Deichverteidigung gut nachvollziehen.

Die praktische Übung fand in einer Sand- und Kiesgrube in Lage, in der es zwei Baggerteiche gibt, statt. Innerhalb einer Stunde hatten die 25 anwesenden Einsatzkräfte 1082 Sandsäcke hergestellt. Dies geschah ohne maschinelle Hilfe sondern mit einer bewährten Konstruktion aus zwei Holzböcken, einer Leiter und einer abgesägten Pylone. In Windeseile waren die Säcke auf Paletten verladen und mit unserem Radlader zu einer besonders gut geeigneten Uferböschung transportiert worden, die einen gefährdeten Deich darstellte.

An dieser Böschung trainierten unsere Einsatzkräfte mit ihren Kameraden von der Feuerwehr den korrekten Aufbau dreier typischer Deichverteidigungskonstruktionen auf Basis von Sandsäcken. Ein so genanntes Auflastfilter  ist eine flächige Auslegung von Sandsäcken auf der Landseite des Deiches, um ihn zu stützen. Um Sediment zurück zu halten, das mit auftretendem Sickerwasser aus dem Deich gespült wird, wird ggf. ein spezielles Filterfließ darunter ausgelegt. Durchgetretenes Sickerwasser muss anschließend z.B. durch Einbau von Drainagerohren in das Auflastfilter abgeleitet werden.

Eine Aufkadung ist der Bau eines Deiches oder einer Deicherhöhung aus Sandsäcken. Auch diese einfach klingende Aufgabe bedarf gewisser Fachkenntnis bei der Ausführung, da sonst der Sandsackwall undicht oder instabil sein kann. Folglich kommen hier bestimmte Stapelweisen für die Sandsäcke zum Einsatz. Schließlich diente die errichtete Quellkade dazu, eine Deichstelle mit lokalem Austritt von sedimenthaltigem Sickerwasser zu sichern. Hierzu wird um die fragliche Stelle ein halbkreisförmiger Wall aus Sandsäcken gelegt, welcher Sediment zurück halten soll.

Gegen 16:00 Uhr begannen die Einsatzkräfte mit dem Rückbau auf dem Übungsgelände. Nur leicht ermüdet und um viele auch überraschende Kenntnisse bereichert, verließen sie das Übungsgelände im Anschluss gegen 17:00 Uhr. Gegen 18:00 Uhr war die Einsatzbereitschaft wieder hergestellt.

Traditionell findet jährlich eine gemeinsame Übung des THW Ortsverbandes Bielefeld und der Löschgruppe Babenhausen statt. Immer abwechselnd wird dabei ein spezielles Fachgebiet der jeweiligen Organisation der anderen näher gebracht. Im vergangenen Jahr trainierten wir mit unseren Kameraden das Vorgehen bei der Menschenortung in verqualmten Gebäuden unter schwerem Atemschutz in der Universität Bielefeld.

Wir danken unseren Kollegen  von der Feuerwehr für ihren Besuch und die wieder einmal sehr nette Kameradschaft sowie dem Betreiber der Kiesgrube, der Firma Ahle, für die Bereitstellung dieses ausgezeichneten Übungsgebietes und des Sandes.

 

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