Bielefeld,

Wasserschäden in einer Gleisanlage bei Brackwede

In der Nacht vom Donnerstag, den 21. Juni auf Freitag kam es im Raum Bielefeld zu schweren Unwettern mit zum Teil tennsiballgroßem Hagelschlag und erheblichen Regenmengen. 288 Einsätze fuhren Feuerwehr, Polizei und THW im Anschluss im größten Unwetterszenario in den letzten Jahren allein in Bielefeld. Unzählige Keller liefen voll, Personen mussten mit Schlauchbooten aus ihren festsitzenden Autos gerettet werden und unzählige Straßen wurden gesperrt. Mit einem Streifenwagen wurde sogar ein Karpfen gerettet, der auf einer Hauptstraße gestrandet war. Wo die zu bewegenden Wassermassen zu groß wurden, war der Einsatz des Technischen Hilfswerkes gefragt. Unterstützt durch die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen aus dem benachbarten Gütersloh konzentrierte sich unsere Arbeit auf zwei wesentliche Problemstellen, kurz nachdem wir aus den Hochwassergebieten in Ostdeutschland zurückgekehrt waren.

Im Laufe des Freitagnachmittages deutete sich  neben unserem Einsatz in einer Großküche in Bethel ein weiterer Pumpeinsatz an. Wenige Kilometer entfernt verläuft die Bahnstrecke Berlin – Hannover – Bielefeld – Ruhrgebiet, eine der wichtigsten Ost/West Verbindungen Deutschlands. Südlich des Bielefelder Hauptbahnhofes, wo die Trasse durch den Teutoburger Wald dringt, liegt das Stellwerk Brackwede. Von hier aus wird nicht nur der Bahnhof Brackwede, sondern auch eine mehr als 20 Gleise umfassende Rangieranlage von etwa 0.2 km² Fläche kontrolliert. In unmittelbarer Umgebung zu diesem Gelände liegen die beiden Quellbereiche der Lutter. Aufgrund des stark angestiegenen Grundwasserpegels war dieses Gelände nun zum Teil überflutet und betriebskritische Infrastruktur musste von der Deutschen Bahn abgeschaltet werden.

Nachdem der Einsatz an der Großküche abgeschlossen war, wurde das mittlerweile eingespielte Team aus Bielefeld und Gütersloh am Freitagnachmittag hier her verlegt. Zwischen 2 und 3 km Druck- und Saugschlauch vom Typ A, B und F wurden zwischen den 10 strategisch ausgewählten Pumpsümpfen verlegt. Zum Einsatz kamen auch hier mehrere Hochleistungstauchpumpen sowie die Börgerpumpe aus Gütersloh. Zeitweise lag die Pumpleistung um das Gebiet zu entwässern bei über 20.000 Liter / Minute. Das weitläufige Gelände mit einer Vielzahl an Pumpschächten und unbekannten Rohrleitungen zwischen ihnen erforderte vollste Konzentration von Führungskräften und Helfern.

Das oberirdische Wasser war schnell aus dem Gleisbett verschwunden, als die ersten Pumpen in Betrieb gingen, kehrte aber umgehend zurück, sobald die Pumpleistung reduziert wurde. Im Drainagesystem des Geländes mussten sich noch immer unglaubliche Mengen Wasser befinden und weiterhin floss reichlich aus den Quellen und von den umgebenden Gebirgszügen des Teutoburger Waldes nach. Oftmals konnte nur über komplexe Berechnungen unseres Baufachberaters und eines Physikers unter den Bielefelder Einsatzkräften auf die unterirdische hydrologische Situation zurück geschlossen und entsprechend reagiert werden. Neben gewaltigen Pumpleistungen war also auch viel Fingerspitzengefühl bei der Wahl der Pumpensümpfe und der Förderleistungen gefragt. Um die weitläufige Einsatzstelle zu überblicken, wurden weiterhin unzählige lokale Beleuchtungsmaßnahmen, sowie unsere krangestützte Hochleistungsscheinwerfertraverse mit einer Lichtleistung von über 500 000 Lumen für die Nachtschicht etabliert.

Der Einsatz am Stellwerk dauerte genau eine Woche. Am Mittwochmorgen (26. Juni) gingen die Pumpsysteme in Bereitschaft über. Der Pegel war seitdem relativ konstant und unkritisch. Am darauf folgenden Freitag konnte daher mit dem Rückbau der Pumpanlage und der Beleuchtung begonnen werden. Damit dauerte der Einsatz ziemlich genau eine Woche. Vorsichtig überschlagen wurde dabei eine Wassermenge von mindestens 60 Mio. Litern aus dem Gleisbett gepumpt. Dank unseres schnellen und effektiven Einsatzes wurde der Personenverkehr nicht gestört.

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